Anstieg der Verkehrsunfälle im Jahr 2021
Allgemeine Entwicklung
Im Berichtsjahr 2021 stieg die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg um 6,12% und folgte somit dem bayernweiten Trend (3,38%). Diese Entwicklung liegt auf dem Niveau der Vorjahre, ausgenommen dem Jahr 2020, das aufgrund der Corona-Beschränkungen deutlich geringere Unfallzahlen vorwies. Die PI Parsberg nahm im Jahresverlauf insgesamt 971 Verkehrsunfälle auf. Bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte aller Schadensereignisse im Straßenverkehr (55,82%) auf einen Zusammenstoß mit Wildtieren zurückzuführen sind. Die Anzahl der verletzten Verkehrsteilnehmer stieg mit 131 Personen deutlich um 14,91% an. Leider ereignete sich im letzten Jahr im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg ein tödlicher Verkehrsunfall. Eine Fußgängerin wurde auf einem Supermarktparkplatz von einem Sattelzug erfasst und überrollt. Sie erlag im weiteren Verlauf in einem Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.
Unfallbereiche im Einzelnen
(In Klammern jeweils die Vergleichszahlen des Vorjahres 2020)
Die Unfallzahlen mit Personenschäden stiegen um 14,91 % auf 97 (89) Schadensfälle. Dabei wurde 1 (2) Person getötet, 131 (114) Personen verletzt, 100 (80) Personen davon leicht, 31 (34) Personen schwer.
Die Anzahl der schwerwiegenden Sachschadenunfälle stiegen mit 111 (100) Unfällen leicht an.
Bei diesen beiden Unfallgruppen entstand ein Gesamtschaden von über 1.204.000 Euro. Allerdings dürfte der reale Schaden deutlich höher liegen, wenn alle Folgekosten berücksichtigt werden.
Die Kleinunfallzahlen (d.h. Unfälle mit geringfügigen Rechtsverstößen und geringem Schaden u. Wildunfälle) stiegen um 5,10% von 726 auf 763 Unfälle im Jahr 2021.
Im Kalenderjahr 2021 ereigneten sich insgesamt 538 (542) Wildunfälle. Somit blieb die Anzahl nahezu gleich. Die Polizei rät daher dazu, in der Dämmerung, insbesondere in Waldstücken langsam und vorsichtig zu fahren.
Die Anzahl der gemeldeten „Unfallfluchten“ stieg um 4,05% von 74 auf 77 Unfälle. Davon konnten erfreulicherweise 26 Fälle und damit 34% (42 %) geklärt werden. Hier sei einer ganzen Reihe von aufmerksamen Zeugen und Hinweisgebern gedankt, deren Informationen außerordentlich wichtig waren und weiterhin sind.
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit der Ursache Alkoholeinwirkung stieg von 10 auf 15 Schadensfälle. Zudem ereigneten sich im Bereich der PI Parsberg noch 3 (4) Unfälle unter Einwirkung von anderen berauschenden Mitteln. Bei diesen Unfallsituationen wurden insgesamt 12 (6) Personen verletzt.
Risikogruppen
Deutlich steigerte sich mit 19 (12) der Zahlenwert der aufgenommenen Motorrad-Unfälle. Dabei wurden 19 (11) Personen verletzt, 9 (5) davon schwer. Ein tödlicher Motorradunfall musste im Dienstbereich der PI Parsberg glücklicherweise nicht aufgenommen werden. Die Steigerung der Unfallzahl ist auch darauf zurückzuführen, dass 2020 im pandemiebedingten Lockdown das Motorradfahren stark eingeschränkt war. Diese Maßnahmen waren 2021 nicht mehr notwendig, so dass wieder wesentlich mehr Kradfahrer unterwegs waren.
Die dargestellten Werte zeigen, dass die Gesamtunfallzahlen dieser Risikogruppe überschaubar, aber die jeweiligen Folgen eklatant sind.
Es wird daher auch im Jahr 2022 insbesondere im Bereich der Motoradsicherheit eine Vielzahl von Kontroll- und Messaktionen geben. Dazu zählen gezielte Aktionen wie ein Blitzermarathon und Motorradkontrolltage an besonders unfallträchtigen Örtlichkeiten.
Deutlich weniger Fahrradfahrer 19 (30) waren in Unfallgeschehen verwickelt. 18 (28) wurden verletzt, 11 (11) davon schwer. Konstant blieben im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg Unfälle von Verkehrsteilnehmern mit sog. Pedelecs. Aus dieser Gruppe ereigneten sich im Jahr 2021 insgesamt 12 (13) Verkehrsunfälle mit drei schwer- und acht leichtverletzten Personen. Hier ist anzumerken, dass gerade bei Pedelecs das fehlende Tragen von Schutzhelmen zu teils erheblichen Verletzungen führte. Bei den Schwerverletzten trugen zwei, bei den leichtverletzten sechs Personen keinen Schutzhelm. Leider waren auch fünf alkoholbedingte Fahrradunfälle zu verzeichnen. Im Bereich der verunfallten Fahrrad- bzw. Pedelecfahrer zeichnet sich jedoch ab, dass hier die Altersgruppe zwischen 51 und 64 Jahren mit insgesamt sieben Unfallbeteiligungen am meisten betroffen war.
An insgesamt 5 (5) Verkehrsunfällen waren Fußgänger beteiligt, hierbei wurden drei Personen schwer, eine davon tödlich verletzt.
Die Altersgruppe der Unfallbeteiligten im Alter von 25 – 44 Jahren weist mit 95 (57) Unfällen den höchsten Wert bei schwerem Unfallgeschehen aus. Dabei heben sich Ursachen wie nicht angepasste Geschwindigkeit und Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren besonders ab. Bei Fahren unter Alkoholeinfluss kristallisierte sich die Altersgruppe der 18 – 24jährigen sowie der 45 – 64jähirgen heraus, die bei 11 von insgesamt 15 Alkoholunfällen beteiligt waren.
Die Altersgruppe über 65 Jahren war an 35 (31) schweren Unfallgeschehen (S- und P-Unfälle) beteiligt. Diese Gruppe der Senioren zeigt sich hinsichtlich des geschwindigkeitsbedingten Fehlverhaltens unauffällig und fällt eher durch Vorfahrtsverletzungen, Abbiegefehler und Fehler beim Rückwärtsfahren auf.
Erfreulicherweise ereigneten sich auch im Jahr 2021 keine Schulwegunfälle.
Im Jahr 2021 wurden drei Unfälle mit Drogeneinwirkung aktenkundig.
Unfallursachen
Insgesamt ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg 208 (189) Unfälle mit schweren Folgen. Hierzu zählen Unfälle mit Personen- und hohem Sachschaden.
Zu den Hauptursachen der schweren Unfälle zählen:
– Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren mit 41 (22)
– Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit mit 27 (37)
– Ungenügender Sicherheitsabstand 26 (35)
– Nichtbeachten der Vorfahrt mit 22 (30) Unfällen.
Ein enormes Dunkelfeld ist anzunehmen bei Unfallsituationen, in denen fehlende Konzentration und abgelenkte Aufmerksamkeit durch Nutzung von elektronischen Geräten (Handy, I-Phone etc.) einen oftmals schwer nachzuvollziehenden Schadensfall verursachen. Der Anspruch, „immer online sein zu wollen“ ist brandgefährlich und erhöht das Unfallrisiko um ein Vielfaches. Auch der vom Gesetzgeber verhängte Bußgeldsatz von 100,– Euro und einem Punkt in Flensburg hält leider viele nicht davon ab, „mal schnell eine E-Mail oder einen Chat zu checken“.
Unfallörtlichkeiten
Von den unterschiedlichen Straßenarten (Bundes-, Staats-, Kreis-, Gemeindestraßen) weist der Bereich der Staatsstraßen mit insgesamt 370 (335) Unfällen die höchste Unfalldichte.
Im Dienstbereich der PI Parsberg mit seinen sieben Gemeinden ist aktuell kein regional eingrenzbarer Unfallschwerpunkt erkennbar.
Verkehrsstraftaten
Die Anzahl der Verkehrsstraftaten wie Nötigung und Beleidigung im Straßenverkehr, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Kennzeichenmissbrauch ist mit 52 Fällen (54) aktuell leicht fallend. Diese Entwicklung ist unter anderem auf die verstärkt durchgeführten, ganzheitlichen Kontrollen zurückzuführen. Beispielhaft wurden in 33 (44) Fällen „Schwarzfahrer“ bei Verkehrskontrollen ohne erforderliche Fahrerlaubnis auf frischer Tat ertappt.
Gemeinde-Unfallzahlen
Nachfolgend sind die Gesamtunfallzahlen in den einzelnen Inspektions-Gemeinden aufgelistet. In der jeweils zweiten Zeile sind die Zahlen der folgenschweren Unfälle (d.h. mit Personenschäden oder gravierenden Verkehrsverstößen -VUP/VUS-) vermerkt:
Kontrollen
Jeder Verletzte oder Getötete im Straßenverkehr ist einer zu viel. Präventive Polizeikontrollen sind daher unerlässlich.
– Neben stationären Geschwindigkeitsmessungen der überregional tätigen Verkehrspolizeiinspektion Regensburg ahndeten die Beamten der PI Parsberg bei insgesamt 123,22 (126,10) Handlaser-Messstunden 170 (221) gravierende Geschwindigkeitsverstöße im Anzeigen- sowie 260 (216) Verstöße im Verwarnungsbereich. 13 (28) Fahrverbote wurden verhängt.
– 47 (33) Fahrzeugführer wurden wegen Alkoholisierung am Steuer „aus dem Verkehr gezogen“ und mit Fahrverboten oder Entzug der Fahrerlaubnis belegt.
– Unter Drogeneinwirkung wurden 31 (24) Fahrzeuglenker festgestellt und angezeigt.
– Bei 11 (3) fahruntüchtigen Autofahrern wurde die drohende Trunkenheitsfahrt verhindert. Sie konnten rechtzeitig vor Fahrtantritt von der Polizeistreife gestoppt werden.
– 92 (117) Gurt-Sünder sowie 69 (72) „Autotelefonierer“ wurden mit Verwarnungs- oder Bußgeld belegt.
Durch das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration wurde in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr ein neues Verkehrssicherheitsprogramm 2030 „Bayern mobil – Sicher ans Ziel“ aufgelegt.
Die Polizeiinspektion Parsberg wird im Rahmen dieses Programms weiterhin daran arbeiten, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, die Zahl der getöteten und verletzten Verkehrsteilnehmer so weit wie möglich zu reduzieren sowie besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer wie z.B. Kinder und Zweiradfahrer besser zu schützen.
Die polizeilichen Schwerpunkte liegen daher auch künftig in den Bereichen Verkehrsprävention, wie z.B. Verkehrsunterrichten an Schulen, Motorrad- und Fahrradpräventionsveranstaltungen. Auch Verkehrsüberwachung, insbesondere durch Geschwindigkeits- Alkohol- und Drogenkontrollen (häufige Unfallursache) aber auch durch Beteiligung an bundes- und bayernweiten Kontrollaktionen werden polizeiliche Schwerpunkte darstellen.
Bericht freundlicher Weise durch 1. Polizeihauptkommissar und Dienststellenleiter zur Verfügung gestellt.